Galloway in Deutschland
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letzte Aktualisierung: 23.11.2011
Über unsere Galloways

Die Bobritzschtalgalloways

Seit 1992 werden im Tal der Bobritzsch in Niederbobritzsch/Sachsen Galloways auf dem Hof der Familie Haupt gezüchtet. Mittlerweile umfasst die Herde 240 Belted Galloways und 15 White Galloways, davon 80 Mutterkühe. Die Tiere werden auf insgesamt 120 ha extensiv genutztem Grünland und 50 ha Ackerland am Fuße des Erzgebirges gehalten. Die Bewirtschaftung erfolgt dabei seit 1993 nach den Regeln des ökologischen Anbauverbandes der Gäa.
Kuh mit Kalb
Kuh Bärbel (Bundesreservesiegerin bei den Färsen 1999) mit Kalb
Im Sächsischen Rinderzuchtverband (SRV) waren zum 01.10.2019 161 Herdbuchkühe der Rasse Galloway in Sachsen registriert, im gesamten Masterrindgebiet waren es zu dieser Zeit 838 Galloway-Herdbuchkühe. Mit ca. 45 % Anteil der Herdbuchkühe in Sachsen und 7 % für das Masterrindgebiet (Sachsen und Niedersachsen) ist unsere Bobritzschtalgalloway-Herde die größte im sächsischen Raum und wohl eine der größten Belted-Galloway-Zuchten in Deutschland.
Zu Beginn des Jahres 1992 wurden durch den SRV neben 25 Black Galloways auch vier Belted Galloways aus ganz Deutschland von Volker Haupt angekauft, dabei überwogen die Zukaufsgebiete Schleswig-Holstein und Bayern. Die Belties stammen seitens der Mütter ausschließlich aus der Herde von Miss Flora Stewart von Old Place of Mochrum. Nachdem anfangs die schwarzen Galloways in der Überzahl waren, wurde im Laufe der Jahre der Anteil der Belted Galloways gezielt erhöht.
Mutterkuherde
Mutterkuhherde mit Kälbern im Jahr 2005 (in der Mitte unsere bis dato älteste Kuh Sigrun und Stammkuh der S-Linie: sie ist fast 18 Jahre alt geworden und hatte 15 Kälber groß gezogen)
Gezüchtet werden inzwischen überwiegend Belted Galloways aus meist schottischen Blutlinien. Zur Blutauffrischung wurden gezielt Ende der 90er schwarze Galloways ausgewählt und mit Belted Galloways angepaart. Die schwarzen Galloways wurden im Jahr 2000 alle verkauft und nur noch mit den reinerbigen Belties und den Kreuzungstieren weitergezüchtet. Aktuell befinden sich 38 reinerbig Belted gezogene Mutterkühe im Bestand. Weitere 23 Mutterkühe sind alle mindestens drei Generationen rein Belted gezogen. Darüber hinaus züchten wir seit 2011 auch White und Riggit Galloways. Derzeit befinden sich 7 White und 4 Riggit Kühe in unserer Herde.
Die aus dem anfänglichen Zukauf stammende Belted Kuh Sigrun war mit 18 Jahren und 15 Kälbern unsere älteste und fruchtbarste Kuh. Auch ihre Tochter Siggi wurde 16 Jahre alt und brachte 13 Kälbern zur Welt. Unsere aktuell älteste Kuh Siglinde (17 Jahre) stammt wiederum von Siggi ab und brachte bisher 14 Kälber. Aus dieser Mutterlinie befinden sich derzeit 15 Kühe im Zuchteinsatz.
Mit unserem Zuchtbullen Gold Mercur (2004-2006), welchen wir von Hauke und Sissi Eye erworben haben und welcher Rotfaktorträger war, wurden die schlummernden roten Gene in unseren Kühen geweckt. Der rote Zuchtbulle My Lord (2007-2010) aus der Zucht von Dieter Bojes brachte letztendlich einige attraktive rote Belties in unsere Zucht. Ab 2011 bis 2012 war der My Lord Sohn Mammut aus unserer eigenen Nachzucht im Einsatz. 2011 deckte der White Galloway Bulle Piet vom Felde einige Belted Galloway-Kühe unserer Herde. Damit fielen auch White Galloway in red und black, sowie Riggit Galloways in red und black. Aus dieser Nachzucht war bis 2019 unser Red Riggit Bulle Patrius im Einsatz.
2011 bis 2013 deckte der Bulle Kapp´s Carlos von Michael Heitzmann unsere Belted Kühe und brachte damit weiteren Rotfaktor in unsere Herde. Bis 2020 war auch der Red Belted Bulle und Carlos-Sohn Crim aus eigener Nachzucht in unserem Deckeinsatz. Er brachte viele weitere rote und dun-und apricot-farbene Kälber. 2011 bis 2014 war der Black Belted Bulle Jesse und seit 2013 ist dessen Sohn Josef vom Sauerland (Betrieb Sondermann) in unserem Betrieb im Deckeinsatz. 2015 war der Bulle Amadeus von der Familie Drexler in unserem Zuchteinsatz. Seit 2018 bis 2020 war der apricot-farbene Belted Bulle Pepe vom Rennsteig von Tamara Frank (aus der Zucht von Karsten Krey und Steffi Heller) im Zuchteinsatz. Damit fielen auch wieder viele rote, dun- und apricot-farbene Kälber. Seit April 2021 decken bei uns der black Belted Bulle Ludwig von Andrea Röhrs und Michael Pahlke, sowie zwei red Belted Bullen Corallus und Cornelius aus eigener Nachzucht.
Färsenherde 2020
Färsenherde des Jahrgangs 2020
Jungbullenherde 2020
Jungbullenherde des Jahrgangs 2020

Herdenmanagement der Bobritzschtalgalloways


Im Verlaufe der Jahre hat sich ein eigenes Bewirtschaftungssystem der Herden im Management als vorteilhaft erwiesen. In der Regel stehen sechs größere Koppel-Kompelxe zur Verfügung. Im Sommer bzw. Anfang Oktober werden die Herden nach den Geschlechtern der Kälber getrennt und in Verbindung damit die regelmäßigen Blutuntersuchung durchgeführt. Dabei spielen Gesichtspunkte wie die Gewährleistung einer Säugedauer von 10 bis 11 Monaten und der Ausschluss von ungewollten, zu frühen Trächtigkeiten eine wichtige Rolle. Ziel ist dabei die Herstellung von stabilen Herdenverbänden. Den Mutterkühen mit Kuhkälbern werden die weiblichen Jungrinder zugeordnet und bei den Mutterkühen mit Bullenkälbern verbleibt der Zuchtbulle oder die Zuchtbullen. Die 2-jährigen und 3-jährigen Jungbullen werden separat gehalten, sodass im Winter meist nur vier räumlich getrennte Herden bestehen.
Futterplatz
Fütterungsplatz im Winter
Im Januar/Februar werden in Vorbereitung auf die Abkalbeperiode, die Anfang Januar beginnt, die Kälber abgesetzt und die Mutterkühe in die Nähe des Hofes gebracht um eine reibungslose Abkalbung zu gewährleisten um bei eventuellen Komplikationen einzugreifen können. Die Kühe gebären ihre Kälber problemlos im Freien, auch bei Schnee und Temperaturen bis minus 20 °C. Hier entscheidet die ständige Kontrolle über Erfolg oder Misserfolg in der Aufzucht. Das schlägt sich wiederum in einer geringen Verlustrate an Kälbern nieder. Auf eine zusammengedrängte Abkalbeperiode von Januar bis spätestens Anfang Mai wird großer Wert gelegt.
Mit Beginn des Schmelzens des ersten Schnees suchen die Kühe mit den Kälbern die Koppeln auf um die ersten grünen Spitzen abzugrasen. Bei schneelosen Wintern weiden unsere Belties zum Teil komplett durch. Sie werden natürlich im Winter ordentlich mit Heu und Klee-Grassilage versorgt. Entsprechend den Abkalbe- und Aufzuchtergebnissen sowie der Abstammung und der Farbschläge erfolgt die Zuordnung der Zuchtbullen zu den Herden Anfang April oder Mai. Dabei kommen räumlich oder zeitlich getrennt meist 2 bis 5 Zuchtbullen im Jahr zum Einsatz.
Parallel zu den Mutterkuhherden, werden eine Färsen- und zwei Jungbullengruppen räumlich getrennt gehalten und gesondert bewirtschaftet, um die Stabilität der Herdenverbände in der Weideperiode zu gewährleisten und Beunruhigungen zu vermeiden. Die räumliche Trennung wird dabei durch angelegte Hecken mit ausreichend Sichtschutz gewährleistet. Dies ermöglicht auch Herden mit Zuchtbullen nebeneinander weiden zu lassen.
Mutterkühe
Mutterkühe beim Grasen im trockenen Sommer 2003
Durch die guten Boden- und Futterverhältnisse auf unseren Weiden erreichen die Jungrinder meist schon eher höhere Gewichte als in der Heimat Schottland beschrieben. Das Erstbelegungsalter für Galloways soll laut Literatur bei ungefähr 350 kg oder 24 Monaten liegen. Da in unserem Betrieb dies Gewicht aber schon mit 19 oder 20 Monaten erreicht wird, wird die Belegung meist eher durchgeführt, welches ein früheres Erstkalbealter zur Folge hat. Die Belegung der Färsen erfolgt damit schon Januar bis März womit die Abkalbung schon im Dezember/Januar erfolgen kann. Vorteil dieser Variante ist die meist problemärmere Abkalbung im Vergleich zu älter belegten Färsen.
Gold Mercur
Unser Zuchtbulle Gold Mercur, der Stammvater der red Belties, mit einigen Kühen

Eigenschaften der Galloways

Die aus dem Südwesten Schottlands stammende klein- bis mittelrahmige Rinderasse wurde in den 70er Jahren nach Deutschland eingeführt und ist mittlerweile überall verbreitet. Da die Tiere in der Vergangenheit auch in Schottland genetisch wenig verändert wurden, besitzen sie nahezu alle Eigenschaften, die für eine artgerechte ganzjährige Freilandhaltung und eine ökologische Grünlandbewirtschaftung erfolgversprechend sind. Eine hohe Fruchtbarkeit, Leichtkalbigkeit und gute Muttereigenschaften sowie eine geringe Todgeburtenrate sind Eigenschaften, die für eine gute Wirtschaftlichkeit Voraussetzung sind. Darüber hinaus benötigen die Tiere keine festen Ställe, sondern lediglich etwas Schutz vor extremer Witterung und festen Untergrund bei der Winterfütterung um einer Zerstörung der Grünlandnarbe vorzubeugen.
Bullenkalb
Ein erst einen Tag altes Kalb im Strohbett

Der Naturschutz

Eine besondere Bedeutung kommt dem Galloway aufgrund seiner rassespezifischen Eigenschaften als Landschaftspfleger und im Naturschutz zu. Bei schwachem Weidebesatz unter 1.0 GVE und unter Verzicht auf mineralischen Dünger ist in der Regel ein Anstieg einer Vielzahl der Pflanzenarten um 30 - 40 % zu verzeichnen. Die geringen Trittschäden, der schonende Verbiss, die Anspruchslosigkeit der Galloways bis zur Aufnahme von Binsen, Disteln und vielen anderen Wildkräutern sind wichtige Forderungen der Botaniker und Ornithologen im Natur- und Landschaftsschutz.
Neben dem positiven Einfluss auf die Flora hat die extensive Beweidung mit Galloways ebenso positive Auswirkungen auf die Fauna. Bietet die reichhaltigere Flora vielen Insekten und Schmetterlingen und damit auch zahlreichen Vogelarten Nahrung, so sorgen die Exkremente der Tiere für ein reichhaltiges Bodenleben und eine starke Vermehrung der Dungfliegen und Käfer, welche wiederum eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele Tiere und auch für Zugvögel darstellen. Galloways sind mit ihrer ganzjährigen Beweidung in Form einer Standweide ein Ersatz für die Hütehaltung der Rinder in den vergangenen Jahrhunderten. Sie können dadurch mithelfen, die durch die Industrialisierung der Landwirtschaft hervorgerufenen Floren- und Faunenschnitte zu vermindern.
Wir haben in den letzten 30 Jahren viele neue Hecken von über 14 km Länge angelegt und Feuchtbiotope geschaffen. So haben sich zahlreiche neue Arten auf und um die Weiden herum angesiedelt und andere Arten konnten sich im Bestand erholen. Es sind stabile Lebensräume für Amphibien (Grasfrosch, Erdkröte, Teichmolche, Kammmolche), Reptilien (Ringelnatter), Säugetiere (Haselmaus) und Singvögel (Braunkehlchen, Neuntöter und Schafstelze) entstanden. Schwalben bringen Glück, sagt der Volksmund. Anscheinend brachten andersherum die Galloways den Schwalben Glück. Anfang der 90er Jahre waren nur ca. 10 Pärchen der Mehlschwalbe auf unserem Hof zu Hause, mittlerweile sind es 40 bis 50 Mehl-und Rauchschwalben-Pärchen, die jedes Frühjahr den weiten Weg zu den Bobritzschtalgalloways auf sich nehmen um ihre Jungen groß zu ziehen.

Das Gesundheits-Fleisch

Natürlich ist das Galloway nicht nur Naturschützer im Zottelfell, sondern es liefert auch ein mageres, gleichmäßig marmoriertes, feinfaseriges und dunkles Fleisch hoher Güte. Das Fleisch liegt im Geschmack zwischen Wild und Rind.
Langsam gewachsenes, ohne Kraftfutter erzeugtes Fleisch (2,5 - 3 Jahre) weist eine bessere Fleischqualität auf, als anderes, schnell gemästetes Rindfleisch. Es ist aufgrund der Ernährung des Galloways auf den kräuterreichen Weiden reich an essentiellen mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Omega-3/Linolensäure), welches auch in Fisch, Leinöl oder Rapsöl in höherer Konzentration zu finden ist. Omega-3-Fettsäuren haben einen Cholesterin-senkenden Effekt, es beugt Herz- und Kreislauferkrankungen vor und hat einen therapeutischen Nutzen bei Entzündungsprozessen, Arthritis und Immunerkrankungen. Der Gesamtfettgehalt extensiv gehaltener Galloways ist unter 3 %, bei ca. 98 % ungesättigten Fettsäuren.
Durch die stressfreie, tiergerechte Schlachtung (Schießen auf der Weide) werden unnötige und für die Rinder quälende Tiertransporte vermieden. Das führt zu einer schnelleren und besseren Fleischreifung durch weniger Adrenalin in den Muskelfasern. Die Fleischreifung beträgt mindestens 12 Tage. Durch die Vakuumverpackung wird nicht nur eine längere Haltbarkeit, sondern auch eine höhere Zartheit erreicht und der saftigere Geschmack des Gallowayfleisches bleibt somit erhalten.

Ausblick

Der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler hat anläßlich der Welt-Gallowaykonferenz im Jahre 1998 folgenden Ausspruch geprägt: „Das Galloway ist das Synonym für die gemeinsame EU-Agrarpolitik.” Wir sollten uns klar darüber werden, daß es nicht mehr lange möglich sein wird, einerseits Steuermittel in Größenordnungen für Flächenstilllegungen und andererseits für Interventionskäufe auszugeben. Das Galloway ist nicht nur eine sinnvolle, sondern auch eine wirtschaftliche Alternative im Konflikt von Flächenstillegung und intensiver Landwirtschaft.
Im Jahre 2016 feierten wir 25 Jahre Galloways im Bobritzschtal. 1991 hat Volker Haut unseren Familienbetrieb 1991 als Wiedereinrichter neu belebt. Es wurde sich ganz schnell für Galloways entschieden. 2009 gründeten wir gemeinsam mit unserem Vater Volker und wir Söhne Joachim und Johann Haupt die Bobritzschtalgalloways Haupt GbR.
Wir sind den Galloways und insbesondere den Belties bis heute treu geblieben. Auch 2021 wollen wir gern die 30 Jahre Galloways im Bobritzschtal und unsere seit über 10 Generationen an diesen Hof in Niederbobritzsch gebundene Familientradition feiern.
Mutterkuhherde 2020
Mutterkuhherde Oktober 2020